Qualifikation: Problem und Lösung

Qualifikation: Problem und Lösung zugleich

Der Arbeitsmarktbericht der Bundesregierung für den August des Jahres 2022 zeigt eigentlich ein positives Bild in Anbetracht der Effekte durch Corona und durch den Krieg in der Ukraine. Laut ihm sind 45,6 Millionen Menschen erwerbstätig. Das sind 23.000 Beschäftigte mehr als im Vormonat Juli und ganze 571.000 Arbeitnehmer:innen mehr als vor einem Jahr. Trotzdem ist die Gesamtsituation nicht wirklich befriedigend, denn allein bei den Arbeitsämtern sind 887.000 unbesetzte Stellen gemeldet. Das sind über 100.000 mehr als ein Jahr zuvor. Arbeit suchen und auch finden sollte dementsprechend nicht schwer sein, oder?

Nicht alle offenen Stellen werden dem Arbeitsamt gemeldet. Schätzungsweise sind es insgesamt etwa 1,17 Millionen Menschen, die gesucht werden, um in den Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen eine Stelle auszufüllen.

Was sind die Gründe für den Arbeitskräftemangel?

Dass so viele Stellen nicht besetzt werden können, liegt an gleich mehreren Faktoren, zum Beispiel:

  • die zunehmende Überalterung der Bevölkerung
  • immer mehr Studierende und immer weniger Auszubildende
  • stetig steigende Anforderungen an Bewerber:innen

Die Schwerpunkte des Fachkräftemangels liegen im Handwerk und in der Medizin sowie der Pflege. Von den über eine Million offenen Stellen entfallen allein rund 30 % auf Handwerksberufe. Vor allem die Hoch- und Tiefbauunternehmen sowie dazugehörende Dienstleister suchen in praktisch jedem Segment Fachkräfte. Das wirkt sich schon jetzt auf die Klimaziele der Bundesrepublik aus. Über 60 % der Wohngebäude in Deutschland bedürfen der Sanierung, um entsprechend weniger Energie zu verschleudern. Doch wer heute ein Handwerksunternehmen beauftragen möchte, um etwa die Fassade dämmen zu lassen, muss nicht selten damit rechnen, dass die Arbeiten erst viele Wochen später beginnen als eigentlich geplant.

Vielen Arbeitslosen fehlt die Qualifikation

Sicher gibt es theoretisch genügend Menschen ohne Arbeit, um alle offenen Stellen in Deutschland zu besetzen. Doch was macht zum Beispiel eine Elektroinstallationsfirma mit einem bzw. einer Bibliothekar:in? Umgekehrt wird sich ein bzw. eine Bibliothekar:in nur selten in einer Elektroinstallationsfirma wohlfühlen.

Von beiden Seiten ist Flexibilität erforderlich

Selbst, wenn die Geburtenrate in Deutschland über Nacht in die Höhe schieße würde, dauerte es eine Generation, also rund 30 Jahre, bis sich dies auf die statistische Alterspyramide auswirkte. Das ist also auch jenseits der Thematik der globalen Überbevölkerung, die immer mehr zu einer Ressourcenkrise führt, keine praktikable Lösung. Folglich gilt es, das beste aus der Situation zu machen.

Es gibt verschiedene Ansätze, die im besten Fall miteinander kombiniert werden können. Akut kann der Fachkräftemangel durch Zuwanderung aus dem Ausland gemildert werden. Das ist sicher ein heikles Thema, aber unausweichlich, wenn es nicht zu ernsthaften Problemen gerade bei der Entwicklung von Infrastruktur kommen soll. Es sind ja nicht nur Wohnungen, um die es geht; Schulen, Brücken und Verkehrswege bedürfen in jedem Bundesland der Sanierung, von der unbedingt notwendigen Umstellung auf erneuerbare Energien ganz zu schweigen. Die Umschulung von Arbeitslosen, gepaart mit einer Umstrukturierung der Arbeitsplätze in den Unternehmen, ist eine Maßnahme, die mittelfristig Abhilfe schaffen kann.

Qualifikation: Problem und Lösung