Kunst im Büro, lohnt sich das?

Natürlich ist schon die Frage, ob sich denn Kunst im Büro lohnt, etwas seltsam, denn mit Ausnahme von Kunsthändlern besitzt Kunst doch eigentlich im engeren Sinne keinen Zweck, oder? Ganz profan betrachtet, dient sie einfach dazu, eher kahle Wände etwas aufzuhübschen. Eine optische Ergänzung der vorhandenen Büromöbel und auf diese vielleicht sogar etwas abgestimmt. Doch so ist es nicht. Verschiedene Umfragen und Studien unter Büromitarbeitern zeigen eindeutig, Kunst im Büro ist gewünscht.

Aus einer repräsentativen Studie unter 1000 Mitarbeitern verschiedener Firmen in unterschiedlichen Branchen geht hervor, dass sich 75 % der Befragten Kunst im Büro wünschen. Diesem Wunsch hängen jedoch die Unternehmen selbst hinterher, denn laut der Studie statten nur etwa 60 % der Firmen ihre Büros auch mit Kunst aus. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Bei 43 % der Unternehmen wird angegeben, das dafür das Budget fehle und 41 % sehen Kunst im Büro als nicht für wichtig genug an. Nur 30 % aller Büromitarbeiter haben Einfluss darauf, ob und welche Kunst im Büro gezeigt wird.

Wohlbefinden und Leistungsbereitschaft können gesteigert werden

Empirisch belegbar sind die Studienergebnisse nicht, aber die Befragungen ergaben, das 64 % der befragten Mitarbeiter*innen davon ausgehen, dass die Kunst im Büro die Produktivität steigert. Dass Kunst am Schreibtisch sogar glücklich macht, gaben 71 % an und 69 % gehen davon aus, das Kunst im Büro Stress entgegenwirkt. Letztlich glauben 68 %, dass Kunst im Büro Kunden oder Besucher positiv beeindruckt.

Diese Umfrage wurde nicht nur in Deutschland durchgeführt, sondern auch in Österreich, England, Italien und den Niederlanden. In allen diesen Ländern besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass Kunst im Büro wichtig ist. Allerdings sind sich die verschiedenen Nationalitäten keineswegs einig darüber, welche Kunst denn am besten ins Büro passt.

Von der Küstenlandschaft bis zur modernen Fotografie

Irgendwie scheint die Frage, welche Kunst im Büro hängen soll, auch was mit der Geographie der Länder zu tun zu haben. Mit Ausnahme von Österreich, das über keinen Zugang zum Meer verfügt, sind bei den restlichen Ländern Küsten- und Flusslandschaften hoch im Kurs. Die Deutschen bevorzugen die klassische Fotografie, die Italiener eher abstrakte Kunstwerke, die Niederländer moderne Fotografie, die Engländer moderne Gemälde ohne eindeutige Stilzuordnung und die Österreicher Landschafts- und Tiermotive.

Kunst unterliegt einer rein subjektiven Betrachtungsweise und kann nicht objektiv bemessen werden. Es gibt jedoch verschiedene Einflussfaktoren, die in die Subjektivität der Betrachter*innen eingreift. So zeigte ein kleiner Test, der Teil der Umfrage war, dass 70 % der Personen ein Kunstwerk von Vincent van Gogh richtig zuordnen konnten. Das liegt schlicht an der Häufigkeit, in der van Goghs Gemälde in den Medien zu sehen sind und der Prägnanz der Kunstwerke. Auf der anderen Seite verwechselten gut 35 % der Befragten einen Kandinsky mit einem Rembrandt. In der Nationenwertung der fünf Länder schnitten die Italiener übrigens am besten ab, was eigentlich zu erwarten war. Das nun der überwiegende Teil aller Studienteilnehmer Landschaften als Kunst im Büro bevorzugen, hat etwas mit einer frühkindlichen Prägung zu tun. Denn schöne Landschaften gibt es in Europa reichlich.