Die Anfang 2020 ausgelöste Pandemie hat in Deutschland der Kreditkarte und anderen elektronischen Zahlungsmitteln zu ungewohnter Popularität verholfen. Interessanterweise waren es gerade die drei “Achsenmächte” des Zweiten Weltkrieges, Deutschland, Italien und Japan, deren Bevölkerung bis zur Pandemie überwiegend dem Bargeld den Vorzug gaben. Heute können selbst Kleinbeträge mit der Kreditkarte oder EC-Karte bezahlt werden. Wer Angst vor Datenklau hat, kann eine Paysafecard kaufen, eine Art Prepaidkarte für Online-Shops ohne Daten persönlicher Art.
Papiergeld hatte schon bei seiner Erfindung einen schlechten Start, zunächst im China des 11. Jahrhundert und später im Europa des 15. Jahrhundert. Beide Male war es nur Notgeld, weil es infolge von Kriegen an Münzen fehlte. Übrigens hat China das Papiergeld im Jahr 1402 wieder abgeschafft, weil es ständig zu Inflationen führte. Irgendwie kommt einem das doch bekannt vor, oder?
Dass heute überhaupt Papiergeld im Umlauf ist, verdankt die weltweite Bevölkerung einer eher unheiligen Allianz von Fürsten und Königen mit Bankiers (oder, wie sie früher genannt wurden: Geldwechslern) des ausgehenden Mittelalters. Könige und Fürsten befahlen anfangs einfach den Gebrauch der Geldscheine, was wesentlich günstiger war als die Prägung von Gold- und Silbermünzen, bis die Geldscheine dann schließlich zur Gewohnheit wurden. Der Begriff Bank ist übrigens vom italienischen Wort banco abgeleitet, womit die Sitzbank gemeint ist, auf der Geldwechsler auf Dorf- und Stadtplätzen ihre Geschäfte abwickelten. Seitdem „muss“ jeder Besitzer und jede Besitzerin von Bargeld Vertrauen in Bank und Staat haben, ob er beziehungsweise sie will oder nicht.
Bezüglich des Vertrauens zu Staat und Banken ist es egal, ob sich in der Brieftasche Geldscheine oder Plastikkarten befinden. Die Kreditkarte besitzt zwar einen höheren Schutz bei Taschendiebstahl, weil sie gesperrt werden kann, jedoch nicht vor bestimmten Maßnahmen aus der Politik und dem Bankenwesen. Hier ist eher das Gegenteil der Fall. Politische Entscheidungen, die zur Geldentwertung führen oder eher undurchsichtige Buchungen auf dem Kreditkarten- oder Bankkonto reduzieren dort oft den Wert des Geldes. Zugleich räumen Hacker:innen im schlimmsten Fall alles auf einmal ab.
Dann bleibt noch die skurrile Behauptung, dass Bargeld dreckig ist und Infektionen auslöst – der eigentliche Grund, warum die Kreditkarte aktuell bevorzugt wird, zumindest in Deutschland. Tatsächlich hat die EZB im Juli 2021 eine Testreihe zur Infektionsgefahr auf Geldscheinen durchführen lassen, wobei festgestellt wurde, dass Bargeld beim Anfassen genauso ungefährlich ist wie die Kreditkarte. Eigentlich ist es sogar besser, denn Geldscheine werden nicht aus Holz, sondern aus Hadern-Papier auf der Basis von Baumwolle gefertigt. Dieses bietet Viren und Bakterien eine schlechtere Grundlage zum Überleben als das glatte PVC der Kreditkarte.
Beide Möglichkeiten beinhalten ein Dilemma, weil beide für die Wertigkeit des Besitzes eine eher schlechte Wahl sind. Heißt das nun zurück zu Gold und Silber? Das funktioniert im globalen Handel und dem weltweiten Bezahlsystem auch nicht wirklich. Eine echte Alternative kann die Blockchain sein: ein dezentralisiertes, von Banken und den Staaten unabhängiges digitales System. Die Blockchain kann allerdings nur solange funktionieren, wie eine flächendeckende Stromversorgung gewährleistet ist.