Lohnen sich Ersteigerungen aus Insolvenzen?

Nach dem Auslaufen der Wirtschaftshilfen und Sonderregelungen aufgrund der Covid-Pandemie steigt die Zahl der Insolvenzen 2022 von Monat zu Monat, wie es auf den Webseiten des Statistischen Bundesamt nachzulesen ist. Damit steigt auch die Zahl an Versteigerungen, um aus dem verbleibenden Bestand des jeweiligen Unternehmens soviel Geld wie möglich herauszuholen und die Gläubiger zumindest teilweise befriedigen zu können.

Für die insolventen Unternehmer:innen mag es bitter sein, für manche Jungunternehmer:innen oder Mitbewerber:innen ist so eine Insolvenz Auktion aber die Chance, günstig an Geräte und Maschinen zu kommen, die sonst das vorhandene Budget überfordern. Doch nicht immer wird ein Schnäppchen gemacht.

Im Objekt selbst liegt oft die Tücke

Eigentlich gibt es fast nichts, was in einer Insolvenz Auktion nicht zur Versteigerung angeboten werden kann. Von der Millionen teuren kompletten Fertigungsstraße über Bearbeitungszentren bis zu Schreibtischen, Stühlen oder Firmenfahrzeugen kann alles versteigert werden. Genau hier gilt es aufzupassen: Anhand des Beispiels Firmenfahrzeug lässt sich aufzeigen, dass aus einem zunächst günstigen Angebot schnell ein Pkw wird, der schlicht nicht das Geld wert ist, dass für ihn letztlich bezahlt werden muss, weil Menschen vom Ersteigerungswahn ergriffen werden.

Insolvenz Auktionen sind öffentlich und keineswegs nur gewerblichen Bieter:innen vorbehalten. Wenig gefahrene Firmenautos sind sehr beliebte Objekte in Versteigerungen. Das zeigt sich oft schon bei den Vorbesichtigungen. Das aber bedeutet, dass auch während der Versteigerung entsprechend viele Personen mitbieten werden. Kurz gesagt, Autos sind eher weniger als Schnäppchen auf Auktionen geeignet.

Insolvenz Auktionen – gut vorbereiten und unbedingt ein Limit setzen

Trotzdem ist ein günstiger Kauf möglich. Zuerst einmal braucht es natürlich eine Vorstellung, was denn aus einer Insolvenzmasse für das eigene Unternehmen nützlich sein kann. Mit dieser Information kann die Internetrecherche losgehen, wobei eine gut erhaltene oder neuwertige Maschine durchaus ein paar hundert Kilometer Reiseweg lohnen kann. Deshalb darf die Suche ruhig auf das gesamte Bundesgebiet und ebenso auf die Nachbarländer Österreich, Niederlande, Polen, Tschechien und Frankreich ausgedehnt werden. Im zweiten Schritt können zumindest rudimentär die aktuelle Nachfrage und das vorhandene Angebot zu der gesuchten Maschine eruiert werden. Das ist nicht ganz einfach. Ein Indikator dafür könnte beispielsweise die Dauer der Lieferzeit neuer Maschinen gleicher Bauart sein. Wenn die Hersteller hier mehrere Wochen angeben, ist es ziemlich sicher, dass es viele Bieter:innen auf das Gerät geben wird. Steht das Gerät jedoch überall auf Halde, wird sich vermutlich auch der Andrang bei der Versteigerung in Grenzen halten.

Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass vor der Versteigerung ein finanzielles Limit festgelegt und dieses auch eingehalten wird. Genau von diesem Nichteinhalten des Limits leben Versteigerungen, und das nicht schlecht. Ohne diesen Reiz, etwas vor allen Mitbewerber:innen zu bekommen, könnte der Verkauf auch zum Festpreis auf einer Verkaufsplattform stattfinden. So manche Versteigerung ähnelt deshalb einer Pokerrunde, in der mitunter ein __all in_ gespielt wird. Am Ende steht dann ein Gerät, dessen Preis nahe des Neupreises liegt, ohne Gewährleistung, ohne Garantie, doch dafür mit Gebrauchsspuren und einer entsprechenden Anzahl Betriebsstunden.