Echte Netzwerke: ohne geht es einfach nicht

Bei Schimpansen genauso wie bei Schwertwalen ist etwas zu beobachten, das auch der Mensch durch seine gesamte Entwicklung bis zum Homo sapiens genutzt haben dürfte. Die Rede ist von Vernetzung untereinander. Einzelgänger haben es schwer. Schimpansen etwa veranstalten regelrechte Treibjagden mit Gruppen aus Treibern und Fängern. Bei den Schwertwalen baut ein Teil der Tiere eine Mauer aus Luftblasen um Heringsschwärme herum auf, während andere die dicht gedrängten Fische mit Schwanzschlägen betäuben. Doch nicht nur bei der Jagd bilden die Tiere ein Netzwerk, sondern auch bei der Betreuung ihres Nachwuchses. Auch der Mensch ist von Geburt an in ein meist familiäres Netzwerk eingebunden.

Im Laufe der Jahre verändert sich die Gestaltung der Netzwerke meist in der Weise, dass sie sich in berufliche und private Netzwerke aufteilen, wobei Überschneidungen eher die Regel als die Ausnahmen sind. Eine besondere Rolle spielen Netzwerke im Online Marketing.

Das Internet, ein Meer aus Solisten

Im Gegensatz zur Menschheit an sich, der nach neuesten Erkenntnissen rund 12 Millionen Jahre zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten zur Verfügung standen, weist das Internet kaum wirklich nachhaltig gewachsene Strukturen auf, was bei den wenigen Jahrzehnten seiner bisherigen Existenz nicht sehr verwunderlich ist. Der große Teil der Webseiten im Internet steht außer ein paar Links für sich alleine da. Das Internet ist in gewisser Weise ein Milliarden umfassender Schwarm ohne sozial verbindendes Gefüge. Nur die Technik hält das Web zusammen, ohne seine einzelnen Websites untereinander wirklich zu verknüpfen. Überwiegend bestehen die Verknüpfungen aus Links, wobei diese in der Regel einseitig und deshalb nicht mehr als die Telefonnummern in einem Adressbuch sind.

Dann gibt es aber auch noch die Backlinks. Im Grunde sind sie auch nur Links, aber mit einer besonderen Wertigkeit. Um sie völlig zu verstehen, bedarf es einer Erklärung zu der Funktion von Suchmaschinen und wie diese ihre Listen der Suchergebnisse anhand von Suchanfragen aufstellen. Ein Kriterium für die Suchmaschinen ist die Anzahl und die Qualität der Backlinks, die auf eine Seite verweisen, um diese Seite höher im Ranking einzustufen. Das ist dann ein Netzwerk der technischen Art, weniger eines aus echtem Sozialempfinden heraus.

Was ist mit Social Media?

Schon der Begriff Social Media gibt her, dass es sich hier um soziale, also echte menschliche Netzwerke handelt. Allerdings sind hier kaum eigene Webseiten der Beteiligten mit im Spiel, sondern lediglich deren Profile im jeweiligen sozialen Netzwerk. Überwiegend handelt es sich um sehr lose Netzwerke und oft bilden sie nur eine Anhäufung von Teilnehmer:innen, die sich in der Realität nie gesehen haben. Kaum jemand würde hier auf die Idee kommen, das eigene Kind von einer anderen, eigentlich wildfremden Person betreuen zu lassen. Für gemeinsame Treibjagden würden sich aber wahrscheinlich doch einige aus so einem Netzwerk finden, wie sogenannte Shitstorms beweisen.

Was ist denn nun die beste Art von Netzwerk?

Jedem Mensch steht eine gewisse Lebensspanne zur Verfügung. In dieser Zeit kann sie oder er die „geerbten“ Netzwerke aus Freund:innen und Verwandten ausbauen und sich zusätzliche Netzwerke aus neuen Freund:innen aufbauen. Was heute problematisch ist und oft dazu führt, dass scheinbare Netzwerke im Internet entstehen, ist die Pflege der echten Netzwerke. Diese braucht Zeit und auch den Willen, selbst Opfer zu bringen. Auf der anderen Seite sind solche echten Netzwerke in vielen Situationen unbezahlbar. Spätestens im Alter werden dies die „einsamen Wölfe“ unter den Menschen vermutlich merken.