Wie persönlich sind Maschinen?

Wenn heute im Internet eine Suchanfrage gestartet wird, dann setzt dies nicht nur eine Abfrage in Datenbanken nach Inhalten in Gang, die das gesuchte Wort oder die gesuchten Wörter enthält. Gleichzeitig beginnt ein Datenabgleich zur IP-Adresse des Rechners, von dem aus die Suche gestartet wurde. Dabei spielen unter anderem vorherige Suchanfragen eine Rolle und natürlich die persönlichen Daten der Person, die hinter der IP-Adresse vermutet wird. Verhindern lässt sich dies nur durch eine anonyme Suchmaschine, die diese Hintergrunddaten nicht speichert.

Wo liegen die Gefahren des Datenhungers vieler Suchmaschinen?

Zunächst einmal sind Suchmaschinen eben nur Maschinen. Sie folgen einprogrammierten Befehlen. Zugleich gibt die oder der Suchende im Internet sehr oft und anscheinend auch sehr gerne freiwillig die eigene Datenhoheit ab, nur um vielleicht selbst an irgendwelche Daten zu gelangen. Im Grunde ist es ein Geben und Nehmen. Wir geben einer unpersönlichen Maschine etwas und diese spuckt dafür wiederum Informationen aus, die wir haben wollen. Schließlich können wir sicher sein, in der Masse der Millionen täglichen Anfragen an Suchmaschinen anonym zu bleiben, oder?

Die Geschäftsgrundlage von Suchmaschinen ist hauptsächlich Werbung, die in den Suchergebnissen auftaucht. Werbung und Marketing funktionieren am besten, wenn sie einer Person präsentiert werden, die an dem beworbenen Produkt so oder so Interesse hat. Da ist es natürlich hilfreich, wenn die werbenden Firmen Daten von Menschen erhalten, die dieses Interesse besitzen. Das führt uns zum zweiten Standbein des Geschäftsmodells von Suchmaschinen, dem Handel mit den abgespeicherten Daten. Bis hierhin ist das Ganze nicht unbedingt verwerflich. Daten wurden auch schon vor dem Internetzeitalter massenhaft gesammelt, aber jetzt machen es Maschinen, und die machen es weit gründlicher, als es je ein Mensch gekonnt hätte. Die Suchbots finden schlicht alles und schlucken auch alles. Der Gedanke, dass vielleicht persönliche Daten, wie etwa ein Lebenslauf auf der eigenen Webseite, sicher vor den Suchbots im Netz sind, ist falsch. Auch jetzt noch werden viele sagen: „Na und? Wer interessiert sich schon für mich?“

Informationen helfen Verbrecher:innen und Betrüger:innen

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 54236 Wohnungseinbrüche polizeilich erfasst. Das ist auf den ersten Blick nur eine statistische Zahl, wer jedoch davon betroffen ist, sieht es mit ganz anderen Augen. Es ist davon auszugehen, dass zumindest ein Teil der Einbrüche erfolgte, weil man sich über die Abwesenheit der Wohnungsinhaber:innen im Netz informieren konnte. Nie war es für Einbrecher:innen einfacher, über ihre potenziellen Opfer vorab Informationen zu gewinnen. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, was Kriminelle mit den Daten im Netz anstellen können. Der weitaus größere Teil an Verbrechen findet virtuell statt, und das ist ein Milliardengeschäft.

Bewegungsprofile sind Gold wert

Mithilfe von Suchmaschinen kann praktisch jede:r über jede:n ein Dossier zusammenstellen. Das kann dann beispielsweise für gezieltes Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule verwendet werden, aber auch, um Menschen zu erpressen. Den größten Anteil an der Cyberkriminalität macht aktuell das sogenannte Phishing aus, wobei massenhaft gefälschte E-Mails mit der Aufforderung zur Passworteingabe, beispielsweise bei Online-Shops oder Banken, versandt werden. Die E-Mail-Adressen dazu wurden in der Regel zuvor im Netz gesammelt, was übrigens auch eine Maschine beziehungsweise eine Software erledigt. Verbrecher:innen haben es dank unseres Daten-Leichtsinns oft leicht.